Schwerpunkte

Das Martin Bucer Seminar bietet ein alternatives Theologiestudium an. Wissensvermittlung, das Entdecken und Entwickeln von Gaben und wissenschaftlichen Methoden sowie die Anleitung zur selbständigen Arbeitsweise auf lehrenden und praktischen Arbeitsfeldern sind somit ein vorrangiges Anliegen des Seminars.

Um dieses Hauptanliegen herum haben sich verschiedene Arbeitsschwerpunkte gruppiert. Dies hat zum Teil historische Gründe, außerdem gibt es Zusammenhänge mit den Anliegen und Ämtern einiger Mitarbeiter des Seminars. Aber diese Schwerpunkte sind vor allem Programm. Theologisches Arbeiten soll – so unsere Überzeugung – immer auf Anwendung im praktischen Dienst abzielen, dabei natürlich die Ausbreitung von Gottes Reich fördern und Gottes Botschaft in der Welt verankern.

Folgende Arbeitsschwerpunkte haben sich herausgebildet:

Ethik

Der Gründer des Seminars beschäftigt sich seit vielen Jahren eingehend mit ethischen Fragestellungen und bemüht sich darum, auf die Herausforderungen unserer Zeit biblisch verantwortbar zu reagieren. Die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung fanden ihren Niederschlag in einer mehrbändigen „Ethik“, die zur Zeit in der fünften Auflage in einer sechsbändigen Ausgabe vorliegt. Sein Buch „Führen in ethischer Verantwortung“ wird viel für Seminare in Wirtschaft und Kirchen eingesetzt. Längst haben sich andere Dozenten und Absolventen angeschlossen und spezielle ethische Fragestellung in Buch und Unterricht aufgegriffen, so etwa Sexualethik, Bioethik, moderne Ehe und Familie, Sterbebegleitung, Umweltethik, Armutsbekämpfung, Rassismus, Religionsfreiheit und Menschenrechte. Die im Rahmen dieser Forschungsarbeiten entstandenen Kontakte und gesammelten Materialen und Erfahrungen hinterlassen einen spürbaren Eindruck im Seminarbetrieb. Es ist Anliegen der Dozenten, zu aktuellen persönlichen und gesellschaftlichen Fragen Antworten zu finden, die vom Bezug auf die Heilige Schrift getragen sind, sich heute realistisch umsetzen lassen und so erklärt werden können, dass sie nicht als Druck, sondern als sinnvolles Handeln verstanden werden.

Mission

Seit 1979 ist das „Institut für Weltmission und Gemeindebau“, so unser früherer Name, an der Entstehung von „Gebet für die Welt“, dem führenden Nachschlagewerk der Missionsstatistik und Lage der Mission weltweit, beteiligt. Ebenso entsteht bei uns das deutsche und internationale Materialheft zur Aktion „30 Tage Gebet für die islamische Welt“ und das Heft zum jährlichen „Weltweiten Gebetstag für verfolgte Christen“. In den missiologischen Buchreihen unseres Verlags sind über 100 Bücher und Studien erschienen, viele davon zusammen mit dem Arbeitskreis für evangelikale Missiologie e.V. Die weltweite Christenheit und das Ziel, Gemeindegründung, aber auch Diakonie und Einsatz für verfolgte Christen weltweit voranzutreiben, soll uns in unserem Seminarbetrieb ständig vor Augen sein. Die enge Verbindung mehrerer unser Dozenten und Dozentinnen zur Weltweiten Evangelischen Allianz, deren stellvertretender Generalsekretär der Gründer und jetzige Vice President for International Affairs des Martin Bucer Seminars ist, bringt auch die Studenten oft mit weltweiten Entwicklungen in Verbindung. Eine angemessene Förderung der Weltmission ist nach unserer Überzeugung nur möglich, wenn die Mitarbeiter selbst Erfahrungen aus erster Hand sammeln und gut über die Entwicklungen auf den Missionsfeldern informiert sind. Deshalb sind alle Mitarbeiter konkret in missionarische Projekte eingebunden. Dass wir in mehreren Ländern aktiv sind, nützt dem interkulturellen Austausch. Unser Studienzentrum in der Türkei sorgt dafür, dass uns die Situation von Ländern mit sehr wenigen Christen immer präsent ist, unser Partner in Brasilien läßt uns dagegen am starken Wachstum der Christenheit im Globalen Süden Anteil nehmen.

Christenverfolgung/Religionsfreiheit

In vielen Ländern unserer Welt leiden Menschen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit. Besonders Christen müssen in zahlreichen Regionen dieser Welt viele Nachteile in Kauf nehmen, weil sie sich öffentlich zu Jesus Christus bekennen. Als Christen, die in privilegierten und demokratischen Ländern leben, ist es unsere Aufgabe, die Rechte dieser Menschen zu stärken und an ihrem Ergehen Anteil zu nehmen. Wir tun dies sowohl als politischer Einsatz für Religiosnfreiheit, als auch als kirchlicher Einsatz speziell gegen Christenverfolgung. Der ehemalige Rektor und jetzige Vice President for International Affairs ist Geschäftsführer des Arbeitskreises für Religionsfreiheit der Deutschen und Österreichischen Allianz, Mitglied der Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz und Direktor von deren Internationalem Institut für Religionsfreiheit (IIRF, Bonn, Kapstadt, Colombo), das vom MBS betreut wird. Im Bundestag, im EU Parlament, bei der OSZE und auf vielen Auslandsreisen trägt er die Thematik in die Politik. Unsere Leiterin des Schwerpunkt Islam, Christine Schirrmacher, ist Sprecherin für Islam der Weltweiten Evangelischen Allianz. Unser Geschäftsführer Manfred Feldmann ist zugleich Geschäftsführer des IIRF. Ron Kubsch ist ebenfalls Mitglied des Arbeitskreises für Religionsfreiheit der Deutschen Allianz und gibt zusammen mit dem Rektor und Max Klingberg von der IGFM die jährliche idea-Dokumentation über Christenverfolgung (zuletzt „Märtyrer 2008“) heraus. Das Buch zu den Menschenrechten von Thomas K. Johnson ist weltweit im Einsatz. Das Thema ist im MBS nicht zuletzt immer durch unser Studienzentrum in der Türkei präsent, wo einer unserer Studenten und Verwandter eines unserer Mitarbeiter zu den Märtyrern von Malatya (April 2007) gehören. In diesem Zusammenhang setzt sich Titus Vogt intensiv für die türkische christliche Minderheit ein. 

Islam

Aufgrund der beständigen Zunahme der Zahl der Muslime in Europa und ihrer intensiven Werbung für den Islam in der Öffentlichkeit sowie im Internet und der nicht mit Demokratie und Grundgesetz kompatiblen Ideologie des politischen Islam ist das Thema „Islam“ nicht nur sehr populär, sondern es wird uns auch noch die nächsten Jahrzehnte intensiv beschäftigen. Das Martin Bucer Seminar stellt sich dieser Herausforderung seit seiner Gründung und möchte Christen dabei helfen, Muslimen in der Heimat oder auf dem Missionsfeld angemessen sachlich und informiert begegnen zu können. Durch die Leiterin unseres Islamschwerpunktes Prof. Dr. Christine Schirrmacher sind wir zu einer zentralen Forschungseinrichtung zum Thema geworden, sowohl für die evangelikale Bewegung weltweit als auch für die säkulare Öffentlichkeit in Deutschland. Die MBS-Vorlesungen von Frau Schirrmacher sind in der zweibändigen Ausgabe im Hänssler Verlag, derzeit in 2. Auflage, längst zum Standardwerk geworden. Aber auch andere Mitarbeiter wie Dd. Carsten Polanz, Schriftleiter der Zeitschrift „Islam und christlicher Glaube“, Dr. Petra Uphoff, Elke Haas und Hayretin Pilger tragen zu diesem Schwerpunkt bei, den man auch offiziell im Oberkurs in Theologie mit Schwerpunkt Islam wählen kann, wenn man nicht gleich in Bonn parallel am MBS Theologie und an der Universität Bonn Islamwissenschaften studieren will. Dass wir in Istanbul ein Studienzentrum in einem islamischen Land haben, ehemalige Muslime bei uns studieren und wir uns missionarisch und diakonisch um muslimische Mibrüger kümmern, lässt die Thematik Teil unseres Lebens werden.

Apologetik

Das Martin Bucer Seminar fördert seit seiner Gründung die denkerische Rechtfertigung der christlichen Glaubens und das authentische Christuszeugnis  innerhalb einer weitgehend säkularisierten Gesellschaft. Fragen des christlichen Bekenntnisses werden deshalb in den verschiedensten Fächern immer wieder aufgegriffen und lebhaft diskutiert. Gemeinsam mit dem holländischen Zweig des von Francis und Edith Schaeffer gegründeten Werkes L’Abri hat das Seminar 2010 in Berlin eine Studienwochen zur Apologetik veranstaltet.

Die von Ron Kubsch herausgegebenen Jahrbücher „Wahrheit und Liebe“ sowie „Im Zweifel für den Zweifel?“ beschäftigen sich mit der denkerischer Verteidigung des Glaubens angesichts der vielen Fragen und Klagen, mit denen sich Christen heute auseinandersetzen müssen. Christian Bensel hat sich in seine Dissertation dem Thema „Wandel von Wahrheitskriterien und Wahrheitsstrategien in apologetischen Texten“ gewidmet und setzt sich als Philosoph und Studienleiter in Österreich für eine intellektuell verantwortbare Verkündigung des Evangeliums ein. Der Rektor Thomas Schirrmacher hat zu vielen apologetischen Themen Bücher und Aufsätze publiziert und ist von mehreren Universitäten eingeladen worden, um Vorlesungen über entsprechende Themen zu halten. 2010 wurde ausserdem das „Institut für christliche Weltanschauung“ gegründet, um der Apologetik in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit widmen zu können.